Als er das erste Mal im Bremenstadion aufläuft, weiß er noch nicht, dass dieser Platz so etwas wie eine zweite Heimat für ihn wird. Am Sonntag, wenn um 15 Uhr das Spiel des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal gegen Rot-Weiß Ahlen angepfiffen wird, steht auch einer auf dem Feld, der bereits vor zehn Jahren hier stand: Abdulah El Youbari, feiert sein Jubiläum beim TuS. Das es mal soweit kommt, hätte sich der heute 32-Jährige damals nie träumen lassen.
Die vergangene Saison war schon etwas besonderes für die Fußballer vom TuS Ennepetal. Nach der Hinrunde stand die Mannschaft von Trainer Alexander Thamm überraschend gut da, Platz drei weckte sogar bei einigen Anhängern Träumereien in Richtung Regionalliga. Doch die Rückrunde verlief dann absolut konträr zu dem, was in der Hinserie ablief: Gerade einmal ein einziger Sieg gelang den Ennepetalern, am Ende fand sich der TuS wieder einmal im Tabellenmittelfeld. „Das war schon so mit die schwerste Zeit die ich je hier erlebt habe“, sagt Abdulah El Youbari.
Der Spielführer der Ennepetaler fiel die Hinrunde verletzungsbedingt aus, als er dann wieder mitwirken konnte lief bei seinem Team nicht mehr viel zusammen. Eine Saison mit Höhen und Tiefen, die als stellvertretend für die Zeit von El Youbari zu bezeichnen ist. Zehn Jahre lang schnürt der offensive Mittelfeldspieler nun schon die Schuhe für den TuS. Zehn Jahre, in denen er fast alles erlebte.
„Ich hätte niemals gedacht, dass ich hier zehn Jahre bleibe“, sagt El Youbari vor dem ersten Heimspiel seiner zehnten Spielzeit im Ennepetaler Trikot. Dass es eben doch jene zehn Jahre geworden sind, hat viele Gründe. Damals, als El Youbari mit 22 Jahren vom Landesligisten Borussia Dröschede ins Bremenstadion wechselt, hat der Verein eine Vision. In die Oberliga soll es mal gehen – ein Wunsch, der relativ schnell für die Ennepetaler in Erfüllung geht. „Wir waren damals der große Favorit und haben es dann nicht geschafft“, erinnert sich El Youbari.
Und auch ein Jahr später gelingt der Aufstieg in die höchste Spielklasse Westfalens auch nur über Umwege, nur aufgrund der Aufstockung der Liga rutscht der TuS in die Oberliga durch. Doch seitdem sind die Ennepetaler fester Bestandteil der Liga – und das obwohl der Verein auch seit jeher als Außenseiter gehandelt wird.
„Inzwischen“, so weiß Abdulah El Youbari, „kennen uns viele und nehmen uns anders wahr.“ Ein sehr bekanntes Gesicht des Vereins ist er dabei selbst, schließlich führt er das Team bereits seit Jahren als Kapitän auf das Spielfeld.
Und das ist und war immer unabhängig von den Trainern, die die Mannschaft betreuen. In dem Jahrzehnt, in dem El Youbari „die Knochen für den Verein hinhält“, spielte er unter der Leitung von Helge Martin, Uwe Fecht, Imre Renji, Jörg Behnert und dem aktuellen Trainer Alexander Thamm. „Den besten El Youbari gab es unter Imre Renji. Wir hatten ein tolles Verhältnis zueinander, auf und neben dem Feld“, erinnert sich der TuS-Spielführer an seinen ehemaligen Trainer. Renji betreute die Ennepetaler von 2013 an, vier Jahre lang gelingt ihm der Klassenerhalt.
Doch Renji ist inzwischen weiter gezogen, El Youbari ist immer noch im Bremenstadion. „Der Verein ist mir einfach ans Herz gewachsen“, sagt er. Egal ob in den erfolgreichen Jahren oder den schwierigen, als er aufgrund eines Schien-und Wadenbeinbruchs fünf Mal operiert werden muss. „Ich wurde hier immer unterstützt, egal ob von den Trainern oder den Verantwortlichen wie Thomas Riedel“, sagt El Youbari. Er weiß genau was er an dem Verein hat, der Verein weiß aber auch was er an ihm hat. „Er liebt den Verein und der Verein liebt ihn. Abi ist 24 Stunden am Tag TuS Ennepetal“, sagt sein aktueller Trainer Alexander Thamm.
Einen wie ihn gibt es nur noch selten im bezahlten Amateurfußball, in der Regel wechseln Fußballer ihre Vereine öfter als er, gerade einmal drei Stationen hatte er im Seniorenbereich. „Ich habe auch keine anderen Pläne mehr. Wenn ich fit bleibe, werde ich auch die kommende Saison hier spielen“, sagt er. Doch zuvor möchte er mit den Ennepetalern noch in dieser Saison an die Hinrunde aus dem Vorjahr anknüpfen.
„Wenn wir es schaffen über einen längeren Zeitraum alles aus uns rauszuholen, ist Platz eins bis drei nicht unrealistisch“, sagt der Kapitän. Als Grund dafür führt er neben der sportlichen Qualität im Kader auch die besondere Atmosphäre im Team auf, denn er ist bei weitem nicht der einzige Spieler, der seit Jahren für den TuS am Ball ist. „Die Gemeinschaft hier ist einfach überragend. Es ist kein Zufall, dass ein Spieler wie Robin Gallus trotz besserer Angebote zu uns zurück kommt“, sagt Adulah El Youbari.
Er selbst schlug ebenfalls einige gute Angebote in der Vergangenheit aus, auch wenn verlockende Offerten darunter waren. Und so spielt er immer noch im Bremenstadion. Nach zehn Jahren möchte er vor allem eins: „Es ist an der Zeit, einfach mal Danke zu sagen.“
Quelle: Westfalenpost EN-Südkreis
Die Lokalredaktion für den EN-Südkreis mit den neuesten Meldungen aus Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal.
Autor: Fabian Vogel
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